KI macht die Verwaltung smarter

In der Verwaltung haben Technologien der Künstlichen Intelligenz das Potential, grundlegende Veränderungen in einigen Prozess-, Struktur- und sogar auch Aufgabenbereichen zu schaffen. In einer bisher nicht gekannten Effizienz und Schnelligkeit können KI-Systeme einfache und komplexe Datenbestände verarbeiten. Das gilt für Aufgaben mit einer hochspezifischen Frage- oder Themenstellung, für repetitive Prozesse, aber zunehmend auch für kreative Gestaltungsaufgaben. Entsprechend ist davon auszugehen, dass KI-Systeme Verwaltungsleistungen zunehmend beim Erstellen, Bewerten und Bearbeiten von Dokumenten, Formularen, Anträgen und Verfahren unterstützen werden. 

... und die gesamte Kommune auch

Städte, Gemeinden und Landkreise können von diesem Potenzial am meisten profitieren, weil sie im Vergleich zu Landes- und Bundesbehörden über größere Datenbestände verfügen. Voraussetzung für die Möglichkeit, durch KI einen Nutzen bzw. Mehrwert zu erreichen, ist allerdings, dass die Verwaltungsstrukturen und -prozesse entsprechend ausgerichtet sind und die Daten für die Nutzung zur Verfügung stehen. Es bedarf eines neuen, übergreifenden Datenmanagements, das mit einem tiefgreifenden Kulturwandel in der kommunalen Verwaltung einhergeht. 

Auch über die Erbringung klassischer hoheitlicher Verwaltungsleistungen hinaus, in Bereichen freiwilliger Leistungen, wird KI zunehmend Einzug halten. Denn KI lässt sich strategisch auch für weitergehende kommunale Herausforderungen und Zielsetzungen einsetzen.

Anschauliche Beispiele für die Vielfalt an Einsatzszenarien von KI bieten die folgenden Projekte, die im Rahmen des Programms „Starke Heimat Hessen" gefördert werden. Die Projekte verdeutlichen den Nutzen von gezielter Automatisierung, Integration komplexer Daten und schneller Verarbeitung an ganz praktischen Beispielen im Gesundheitswesen, Klimaschutz, Umwelt- und Verkehrsmanagement:  

- Rapid BOS in Nordhessen:
Mit KI schneller am Unfallort 

Mit dem Projekt „Rapid BOS" (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) demonstriert die Freiwillige Feuerwehr in Bad Hersfeld einen neuen Ansatz zur Einhaltung der Rettungsfrist. Die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen optimiert das Routing für Rettungskräfte in Echtzeit. Durch die Kombination von Verkehrsinformationen aus verschiedenen Systemen soll immer die schnellste Route zum Feuerwehrgerätehaus und zum Einsatzort durch eine App empfohlen werden. Lesen Sie dazu auch die Rubrik „Aus der Praxis“.

- Smart Monitoring in Hofbieber: 
Mit KI schneller klimaneutral werden 

Ziel des Projektes „Smart Monitoring" ist es, valide Daten und Fakten zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2030 zu liefern. Bei dem Vorhaben sollen ein digitaler Zwilling erarbeitet und auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Methoden eingesetzt werden. Was heißt das konkret? Zurzeit fehlen der Gemeinde belastbare Daten zur Ermittlung einer Bilanz der emittierten und kompensierten Treibhausgase. Bestehende Quellen wie Katasterdaten oder Luftbilder sowie ein 2D-Geo-Informationssystem können diese Informationen nicht liefern. Ein digitaler Zwilling soll die notwendigen Daten identifizieren und durch Geo-Prozesse, die auf Künstliche Intelligenz basieren, soll eine flexible Anpassung des Datenmodells an reale Veränderungen ermöglicht werden. Dies kann z.B. die Bevölkerungsentwicklung oder die Erschließung neuer Gewerbegebiete betreffen. Mit Hilfe der Datenbestände des digitalen Zwillings sind auch Visualisierung und Simulation potenzieller Maßnahmen möglich. Auswirkungen der Aktivitäten auf das Erreichen der Klimaneutralität können damit aufgezeigt und die so erarbeiteten Maßnahmen Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden. [1]

- Warnsystem im Landkreis Fulda:
Mit KI besser gegen Starkregen schützen

Im Rahmen dieses innovativen, zu 90 Prozent durch das Land Hessen im Programm „Starke Heimat Hessen" geförderten Projektes „Starkregenfrühalarmsystem im Landkreis Fulda" soll eine Alarmsystem Bürgerinnen und Bürger vor Starkregen warnen. Das System soll Bevölkerung und Einsatzkräfte im Landkreis frühzeitig über das Überschreiten von Meldestufen informieren und wird Stück für Stück ausgerollt. 13 Städte und Gemeinden sind bereits angeschlossen, in denen die smarten Sensoren installiert und eine Anbindung an die „Starkregen App" vorgenommen wurden. Damit sind rund 80 Niederschlagsmessstationen und Kanalmesser an Gewässern, öffentlichen Gebäuden und im Kanalnetz verbaut, die in Echtzeit ihre Daten in ein Cloudsystem überspielen und dort via intelligenter Technologie mit den Prognosedaten des Deutschen Wetterdienstes kombiniert werden. Damit soll vor Eintritt eines Starkregenereignisses automatisiert eine Meldung via SMS, E-Mail, Push-Nachricht oder Telefonanruf an die Bürgerschaft, Verwaltungen und Rettungskräfte ausgegeben werden. [2]

- Smarte Entwicklung im Kreis Bergstraße: 
Mit KI Fortschritt schaffen und sichtbar machen

In welchem Zustand sind die Straßen? Wie viele Treibhausgasemissionen können eingespart werden? Wo werden erneuerbare Energiequellen genutzt? Im Umgang mit diesen Fragen möchte der Kreis Bergstraße im Projekt „Smarter Kreis Bergstraße“ neue, digitale Wege gehen. Ziel des Projekts ist es, eine bestmögliche Informations- und Datengrundlage zu schaffen, die bei strategischen Entscheidungen und operativem Alltagsgeschäft gleichermaßen unterstützt.

Deshalb implementiert der Kreis eine kommunale Datenplattform und ein interaktives, themenübergreifendes Dashboard. Gemeinsam mit den kreisangehörigen Städten und Gemeinden sowie öffentlichen Unternehmen aus dem Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge sollen hierfür gezielt Daten in den oben genannten Themenfeldern erhoben, standardisiert, analysiert und aufbereitet werden.

Im Falle des Straßenzustandsmonitorings hilft Künstliche Intelligenz, um digitale erhobene Bild- und Erschütterungsdaten auszuwerten. Das System soll auf Basis der Analyseergebnisse Schadstellen für die Bearbeitung durch öffentliche Stellen priorisieren. So entsteht ein Wissens- und Datenbestand, der stets aktuell gehalten werden kann und durch eine optimierte Früherkennung bei der Bearbeitung von Straßenschäden Kosteneinsparungen verspricht. [3] 

KI und Kommunen – ein neues Forschungs- und Entwicklungsfeld

Die Beispiele zeigen: Es gibt diverse vielversprechende Ansätze für Kommunen, um KI nachhaltig einzusetzen. Und es gibt dazu auch einige Untersuchungen: Das 25-seitige White-Paper „KI in der Kommunalverwaltung" von der Habbel GmbH und dem Zentrum für Digitale Entwicklung (ZDE) bietet eine gute Übersicht mit einem konkreten und konstruktiven Blick. [4] Auch das Projekt „scAInce“ unter der Leitung von Professorin Dr. Eva Kaßens-Noor von der TU Darmstadt betrachtet für städtische Nachhaltigkeitsprobleme den „Smart Cities"-Ansatz, bei dem moderne Technologie wie KI zum Einsatz kommen, um vorhandene Ressourcen besonders effizient und nachhaltig zu nutzen. [5]

Doch sind intelligente Städte auch tatsächlich nachhaltiger und effizienter? Wo ist der Einsatz von KI hilfreich und wo schafft er neue, eventuell sogar größere Probleme? Droht uns ein struktureller gesellschaftlicher Beschäftigungsverlust oder können wir fehlendes Personal damit ein stückweit kompensieren? Wie sind Gesichtspunkte wie fehlende Empathie, rechtliche und ethische Aspekte bis hin zur Entstehung einer Superintelligenz zu beurteilen? 

Wir freuen uns, diese und weitere Fragestellungen beim Kongress am 23. November 2023 mit Ihnen zu erörtern. Übrigens werden dort auch Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu den oben vorgestellten Projekten vertreten sein. Melden Sie sich gerne an.

White Paper

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