Digitalisierung im ländlichen Raum

NEWSLETTER März 2024 - Leitartikel Seite 2

 
Ländliche Räume haben ähnliche Lebensbereiche wie urbane Ballungsräume, die digitalen Lösungsansätze sind aber oft andere. Vielfach greifen sie regionale Stärken oder Schwächen auf und adressieren typische ländliche Herausforderungen und Themen in Bereichen wie: 

  • Demografischer Wandel (Überalterung, Fachkräftemangel)
  • Klima, Nachhaltigkeit und Katastrophenschutz
  • Mobilität (Verkehrswende, Straßen)
  • Gesundheits- und Nahversorgung
  • Freizeitangebote (Kultur, Bildung)

Der Innovationsgrad und das Spektrum der smarten Lösungsansätze, die Kommunen auf den Weg bringen, sind beeindruckend. Einen Überblick bietet unsere Best-Practice-Datenbank, in der schon mehr als 150 hessische Projekte aufgelistet sind. Davon werden viele Projekte durch das Programm „Starke Heimat Hessen“ gefördert. Jährlich 16 Millionen Euro stellt das Land Hessen für smarte kommunale Projekte zwischen 2020 und 2024 bereit. Von den 74 Anträgen, die bisher bewilligt worden sind, fließen mehr als 60 Prozent der Fördermittel in den ländlichen Raum.

Beispiel Klima-Monitoring

In der Gemeinde Hofbieber wird ein smartes Monitoringsystem der klimabeeinflussenden Faktoren aufgebaut. Die durchzuführenden Bestandsdatenerfassungen, Analysen und Simulationen sollen auf Basis moderner Techniken, wie eines digitalen 3D-Abbildes des Gemeindebilds („digitaler Zwilling“) sowie einer Identifizierung von notwendigen Informationen durch auf Künstlicher Intelligenz basierenden Geo-Prozessen erfolgen. Die Plattform soll die Grundlage für die Erfassung, Bilanzierung und Simulation unterschiedlicher Lösungsansätze zur Erreichung einer Klimaneutralität im Gemeindegebiet darstellen.

Beispiel Smarter Kreis Bergstraße

Im Kreis Bergstraße erfassen Müllfahrzeuge mittels eines an der Frontscheibe montierten Smartphones den Straßenzustand. Dank Künstlicher Intelligenz können einzelne Schäden im Bild erkannt, kategorisiert und nach Ausmaß bewertet werden. Die Daten werden an eine kommunale Datenplattform mit Dashboard gemeldet, das das Herzstück des Projekts „Smarter Kreis Bergstraße“ darstellt. Mit diesem sollen außerdem die Fortschritte in den Bereichen Nachhaltigkeit, Bildung und Digitalisierung leicht zugänglich dargestellt werden. So wird der Landkreis smarter aufgestellt.

Smart Region Hubs

Auch beim Hineinwirken in die Fläche gibt es vielfältige Ansätze: So entwickelte der Smart Region Hub im Werra-Meißner-Kreis ein zweigleisiges Konzept mit stationären und mobilen Räumen. Der Smart Region Hub Bad Hersfeld hat eine permanente Ausstellung im Wortreich und ein Infomobil eingerichtet. Alle hessischen Kommunen können das Infomobil kostenfrei buchen, um Smart City-Lösungen hautnah zu erleben. Die beiden Smart Region Hubs in Bad Hersfeld und im Werra-Meißner-Kreis sind Teil der Geschäftsstelle Smarte Region. Sie dienen als regionale Ankerorte und Anlaufstellen für Akteurinnen und Akteure vor Ort, zur Information, Vernetzung und zum Starten gemeinsamer Aktivitäten in den Regionen.

Diese und viele weitere Beispiele dafür, wie Digitalisierung gerade im ländlichen Raum einen Nutzen stiften kann, sind in der Best-Practice-Datenbank zu finden.

Virtueller Marktplatz

Viele hessische Kommunen stehen vor der Frage, welches digitale Angebot für sie passend sein könnte. Damit Lösungsanbieter und Lösungsanbieterinnen sowie Kommunen leichter zueinander finden, haben wir ihnen mit dem virtuellen Marktplatz einen Ort geschaffen, an dem sie sich eine Marktübersicht verschaffen können, verschiedene Anbietende treffen können und aus einem stetig wachsenden Pool an Smart Region-Lösungen die für sich beste Lösung auswählen können.

Fortschritt mit Transfer, Koordination & Bildung

Damit Digitalisierung in der Fläche gelingt, ist es von entscheidender Bedeutung, eine lebendige Community aufzubauen und zu pflegen. Dass dies bereits erfolgreich geschehen ist, verdeutlichen die stetig wachsenden Teilnehmerzahlen am Kongress „Digitale Städte – Digitale Regionen“ in den letzten Jahren wie auch der Smart Region Summit in Darmstadt im letzten Jahr.  Um die Umsetzung der Projekte zu beschleunigen, übernimmt die Geschäftsstelle seit ihrem Start im Frühjahr 2020 die Koordination der Vernetzung und des Transfers, unter anderem durch die Bereitstellung der Best Practice Datenbank sowie der Smart Region Toolbox. Diverse Online-Einführungs- und -Austauschformate, Präsenzveranstaltungen, lokale Touren und überregionale Events tragen ebenfalls dazu bei sowie dienen ebenfalls der Vernetzung mit Lösungsanbietern. Die Geschäftsstelle Smarte Region koordiniert sämtliche Aktivitäten des Landes für smarte Kommunen. Sie unterstützt die Digitalisierung in der Fläche und steht allen hessischen Kommunen mit ihren Angeboten - inklusive dem Internetportal smarte-region-hessen.de - als Ansprechpartnerin, Beraterin und Vernetzerin zur Verfügung.

Unter dem Dach des House of Digital Transformation (HoDT), das die Kommunen und Lösungsanbieter zusammenbringt, wurde mit Standorten in Fulda und Kassel das Kompetenzzentrum für die Digitalisierung im ländlichen Raum (KDLR) errichtet. Das KDLR ist eine regionale Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen, und es bringt Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft an einen Tisch, um Lösungsansätze zu entwickeln, die auf alle ländlichen Räume in Hessen übertragen werden können. Außerdem unterstützen die EDIHs (European Digital Innovation Hubs, die europäischen digitalen Innovationszentren) Kommunen bei der Digitalisierung. Für Hessen hat das Konsortium EDITH Hesse die europaweite Ausschreibung gewonnen und wurde zum 01.02.2023 ein European Digital Innovation Hub.

Ausschlaggebend für die Entwicklung von florierenden smarten Regionen ist allerdings letztlich die digitale Kompetenz in den Kommunen selbst. Deswegen spielen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Qualifizierung der Auszubildenden in den Kommunen eine entscheidende Rolle. Mit dem so genannten "KommunalCampus" fördert das Land Hessen eine digitale Schulungsplattform, deren Angebote Module zur Entwicklung von E-Government bis Smart Cities umfassen. Hier dient das Angebot einer kostenfreien Digitalisierungsberatung dem kommunalen Kompetenzaufbau.

Es tut sich viel in Sachen Digitalisierung – gerade auch im ländlichen Raum.



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* Quelle: Gebietskulisse ländlicher Raum 2023 bis 2027. Einen anderen Zuschnitt stellt der "Landesentwicklungsplan Hessen 2020" dar. Danach umfassen ländliche Räume ca. 66 Prozent der hessischen Landesfläche und der Anteil der dort lebenden Menschen beträgt 26 Prozent der hessischen Bevölkerung.
** Auszug Plenarprotokoll Mai 2022, Seite 8271

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