Sinemus: „Außergewöhnliche Kooperation, um Digitalisierung voran zu bringen“

Offenbach, Marburg, Gießen, Limburg, Fulda und Wetzlar erhalten für drei Projekte insgesamt 4,137 Millionen Euro aus Förderung smarter Kommunen im Programm „Starke Heimat Hessen“

Wiesbaden. Sie liegen nicht im gleichen Landkreis, sondern quer über Hessen verteilt. Dennoch haben sich gleich sechs Städte (Offenbach, Marburg, Gießen, Limburg, Fulda, Wetzlar) in einer Interkommunalen Zusammenarbeit mit dem Namen „Digitale Kommune@Hessen“ zusammengefunden, um gemeinsam Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute virtuell gleich für drei Projekte Bescheide zur Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ überreicht. Diese wurden jeweils stellvertretend von den federführenden Kommunen entgegengenommen. Zum einen erhielt Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke 1,237 Millionen Euro für das Projekt „Open Smart Cities“. Des Weiteren bekam Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies einen Bescheid über 720.000 Euro. Mit dem Geld soll ein eGovernment Service- und Analyse-Dashboard erstellt werden. Und als dritter erhielt Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher 2,18 Millionen Euro für das Projekt „Total Digital“.

„Es ist eine außergewöhnliche Kooperation der sechs Kommunen. Denn meistens erfolgt eine Zusammenarbeit nach räumlicher Nähe. Hier aber hat man sich wegen gemeinsamer Interessen und Ziele zusammengefunden. Das finde ich toll und daher fördern wir die drei Projekte besonders gern“, sagte die Ministerin. „Smarte Städte und Regionen in der Fläche und nicht nur in Pilotgebieten sind unsere Vision für Hessen 2030. Und Verwaltung soll künftig so aufgestellt sein, dass sich die Dienstleistungen besser in den Alltag der Menschen integrieren und Verwaltung als attraktiver und moderner Arbeitgeber wahrgenommen wird. Die drei Projekte sind daher wichtige Bausteine auf dem Weg zu unseren Zielen.“

Mit dem Projekt „Open Smart City“ wollen die Kommunen Offenbach, Marburg, Gießen und Wetzlar bis Ende 2023 Datenbestände der Kommunen systematisch erheben und für Stadt und Gesellschaft nutzbar machen. Dies erfolgt durch die Konzeption und den Aufbau eines Open Smart City Ökosystems, das an den Zielen der Stadtentwicklung orientiert eine nachhaltige Datennutzung für Stadt und Gesellschaft etablieren soll. Kernelemente werden ein Open Data-Portal sowie eine Open Smart City App sein. Die beteiligten Kommunen tragen mit diesem Vorhaben nicht nur neuen gesetzlichen Regelungen, etwa im Bereich des Datennutzungsrechts, Rechnung, sondern möchten durch offene Dateninfrastrukturen Bürgerinnen und Bürger ermöglichen, die Digitalisierung in den Kommunen aktiv mit eigenen Ideen mitzugestalten. Im Rahmen der Projektumsetzung ist ein enger Austausch mit weiteren Kommunen und bestehenden Open Data-Initiativen in Hessen und deutschlandweit zu gehen.

„Deutschland hat im internationalen Vergleich bei der Digitalisierung teilweise erhebliche Rückstände. Wir in Offenbach packen das mit der Unterstützung des Landes Hessen an und stellen uns für die Zukunft auf. Das tun wir mit dem Projekt Open Smart Cities gemeinsam mit anderen Städten, denn alle Städte stehen vor denselben Herausforderungen und Zielen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „Gemeinsam wollen wir echte Digitalstädte werden und setzen bei Smart City nicht nur auf die Technik, sondern auf die Menschen. Wir wollen herausfinden, was die Menschen künftig benötigen, damit ihr Leben durch Daten und neue Technologien komfortabler und einfacher wird. Die intelligente Stadt von morgen zeigt den Bürgern, wie sie Baustellen umfahren können, wann der Mülleimer geleert werden muss oder Straßenbäume Wasser benötigen. Das alles sind konkrete Mehrwerte, die wir durch eine intelligente Erhebung und Nutzung von Daten für die Bürgerinnen und Bürger schaffen wollen.“

Das eGovernment Service- und Analyse-Dashboard (eGovSAD), das unter Federführung Marburgs bis Ende 2023 entstehen soll, ist als eine offene Plattform geplant, mit der Nutzungskennzahlen, Nutzungsfeedback und Web-Nutzungsanalysen generiert und anschaulich dargestellt werden können. Denn durch die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes werden bei den Kommunen in kurzer Zeit eine Vielzahl an Online-Services in Betrieb genommen. Über Nutzungshäufigkeit einzelner Leistungen, Nutzungsabbrüche, Zahlungsarten und genutzte Authentifizierungsarten sind nur fragmentarische bis keine Informationen vorhanden. Genau solche Informationen helfen aber dabei, das Online-Angebot nutzerfreundlich zu gestalten. Mit dem Dashboard als Schnittstelle kann jede Kommune Nutzungszahlen aus vielen verschiedenen technischen Umsetzungen auf Knopfdruck als Open Data maschinenlesbar bereitstellen. Dadurch versprechen sich die sechs Kommunen einen Mehrwert an Transparenz, Optimierung, Standardisierung und Partizipation bei der Verwaltungsdigitalisierung in den Fachämtern sowie bei den Bürgerinnen und Bürgern. Das eGovSAD Dashboard soll nach Ablauf der Förderphase im Standard der Digitalisierungsplattform Civento, die allen hessischen Kommunen zur Verfügung steht, aufgenommen werden.

„Die Stadt Marburg will die Onlineservices nicht nur anbieten, sondern sie auch zur Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer kontinuierlich verbessern. Unser Ziel ist ein optimales Serviceangebot für unsere Bürgerinnen und Bürger, unsere Gewerbetreibenden und für alle, die unseren Onlineservice nutzen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Die bereitgestellten Daten stellen unser Handeln transparent dar und ermöglichen es außerdem, Ergebnisse transparent miteinander zu vergleichen. Gemeinsam nehmen wir als ,Digitale Kommune@Hessen‘ eine Vorreiterrolle ein, damit alle hessischen Kommunen dieses Instrument zur Verfügung haben.“

Mit dem dritten Projekt „Total Digital“ sollen bis Mitte 2024 unter Federführung Gießens gleich vier Themenfelder der Verwaltungsdigitalisierung in einem ganzheitlichen Ansatz verfolgt werden. In einem Virtual Competence Center sollen die Kompetenzen der sechs Kommunen, die unterschiedlich sind, gebündelt werden. Ziel ist es, die gemeinsame Effizienz zu steigern und die Gesamtkosten zu minimieren. Umgesetzt werden soll das Vorhaben in Form von Kompetenz-Clustern und im Zuge eines interkommunalen Qualifizierungsprogramms. Mit einer Workflow Automation soll die Effizienz in den Fachämtern durch konsequente Nutzung und Erweiterung der Plattform Civento sowie durch Robotic-Process-Automation gesteigert werden. Durch die (Teil-)Automatisierung von sich wiederholenden Routinetätigkeiten sollen die Beschäftigten entlastet und die Bearbeitungszeit verkürzt werden. Der dritte Fokus liegt daher auch auf der besseren Integration von Civento, um elektronische Aktensysteme zu verzahnen und Medienbrüche zu überwinden. Und als viertes wird ein Digital Transfer Forum angestrebt, in dem Beschäftigte der Verwaltung frühzeitig einbezogen werden und an sie Wissen vermittelt wird. Nur so könne digitale Kompetenz aufgebaut und Akzeptanz für digitales und prozessgesteuertes Arbeiten geschaffen werden, heißt es im Antrag.

„Durch die Digitalisierung verändern sich viele Bereiche unserer Stadtgesellschaft, auch unsere Verwaltung. Es braucht daher innovative Lösungen, um die steigende Komplexität und Dynamik zu bewältigen und unsere Mitarbeitenden dafür zu qualifizieren“, sagte Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher. „Ich bin überzeugt, dass wir diese Herausforderungen nur im Verbund mit unseren Partnern bewältigen können. Aus diesem Grund verfolgen wir mit ,Total Digital‘ einen städteübergreifenden Ansatz, bei dem jeder Partner seine jeweiligen Stärken zum Wohle der Gesamtheit – und letztlich der Bürgerinnen und Bürger – einbringt.“

Bei allen drei Projekten ist vorgesehen, die Ergebnisse oder sogar „Blaupausen“ auch anderen Kommunen zur Verfügung zu stellen. „Es muss nicht jeder den Weg der Digitalisierung alleine gehen und das Rad wieder neu erfinden. Bei Digitalisierungsvorhaben liegt großes Potenzial in der Zusammenarbeit und im Transfer guter Lösungen“, sagte Ministerin Sinemus. Die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ sieht daher explizit vor, dass auch andere Kommunen und Regionen von den geförderten Projekten profitieren und einen Mehrwert daraus ziehen können. Das Lernen anhand von Best-Practices und durch Austausch und Vernetzung ist ein Ansatz, den auch die Geschäftsstelle Smarte Region verfolgt, die im Frühjahr 2020 im Haus der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung gegründet wurde. Die Hessische Landesregierung hat mit der Geschäftsstelle einen zentralen Anlaufpunkt für alle Belange im Bereich smarter Kommunen geschaffen. „Unser Ziel ist es, mithilfe digitaler Technologien das Leben der Bürgerinnen und Bürger angenehmer zu gestalten, Ressourcen zu schonen, Inklusion und Teilhabe zu steigern. Die smarte Region ermöglicht den Handelnden aus Wirtschaft und Politik, mit digitalen Angeboten realen Nutzen zu schaffen“, sagte Digitalministerin Sinemus.


Hintergrund Programm „Starke Heimat Hessen“

Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Dazu zählen unter anderem Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder die Stärkung des ÖPNVs. Rund 20 Millionen Euro stehen jährlich von 2020 bis 2024 im Bereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung zur Verfügung, die in drei Maßnahmen aufgeteilt sind. Jeweils vier Millionen Euro fließen von 2020 bis 2024 in die Digitalisierungsplattform Civento, die vom Land Hessen den Kommunen flächendeckend kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die Plattform bildet einen zentralen Baustein für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes im kommunalen Bereich. Zudem können Kommunen darauf Anträge elektronisch bearbeiten – ein wichtiger nächster Schritt hin zur Volldigitalisierung der kommunalen Verwaltung. Weitere knapp 16 Millionen Euro wurden 2020 für die Verwaltungsdigitalisierung zur Verfügung gestellt. Und drittens werden von 2021 bis 2024 jeweils bis zu 16 Millionen Euro für die Förderung kommunaler Vorhaben verwendet, die innovative Projekte in Themenfeldern der Digitalisierung kommunaler Handlungsfelder im Sinne von Smart City / Smart Region betreffen. Projekte werden mit 100.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro unterstützt – bei einer Förderquote von 90 Prozent und einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren.

Nähere Informationen unter www.digitales.hessen.de/Foerderprogramme/Starke-Heimat oder www.smarte-region-hessen.de.



Quelle:

Hessische Staatskanzlei
Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung
Pressestelle

Georg-August-Zinn-Str. 1
65183 Wiesbaden

Telefon: +49 611 32 114222
E-Mail: pressestelle@digitales.hessen.de
Internet: www.digitales.hessen.de

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